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interview deutsches architektenblatt
ausgabe 11·2017
Berlin, germany
november 2017
José Ramos Nieto, lebt seit acht Jahren in Berlin. Der gebürtige Sevillaner ist seit 2016 selbstständig und baut derzeit sein eigenes Architekturbüro STUDIO RAMOS in Berlin auf. Davor war er als Angestellter tätig.

Herr Ramos, an was für Projekten arbeiten Sie gerade? 

Derzeit sitze ich an einigen Interior-Projekten, beispielsweise einem landschaftsplanerischen Projekt für die Umplanung der Dachterrassen auf einem Betongebäude der 70er Jahren in Berlin-Wedding. Außerdem sind wir als Bewerber für ein Infrastrukturprojekt in Süddeutschland ausgewählt worden, die Abgabe ist in diesem Jahr. 

Worin unterscheidet sich Arbeiten in Spanien und in Deutschland? Gibt es eine „typisch deutsche“ Planungskultur?
Die Bauqualität in Deutschland ist im Allgemeinen sehr hoch, auch für kleinere Bauten. Was Spanien angeht, würde ich die Entwurfsqualität betonen, die Gebäude sind gestalterisch oftmals spannender. Manchmal finde ich die Regeln in Deutschland viel zu rigide; das sieht man auch im Stadtbild. 

Sie haben in Sevilla studiert und arbeiten in Berlin. Lassen sich die Städte vergleichen?
Wir haben in Sevilla eine historische Altstadt, die sich sukzessive erneuert und zeitgenössische Architektur aufnimmt. Berlin baut dagegen in seiner nachkriegsmodernen Stadt nach und nach die historische Sehnsucht wieder auf. Das ist ein spannender Kontrast. 

Gibt es ein Projekt in Berlin, das Sie besonders interessant finden?
Die Berliner Ringbahn ist faszinierend. Eine Infrastruktur des 19. Jahrhunderts, die noch immer modern in ihrer Konzeption wirkt, die ganze Stadt verbindet. Die Abstraktion der Geometrie des Ringverkehrs und seine Umsetzung in ein städtebauliches Konzept durch einen “Kreis", gerade in Berlin, wo es kein erkennbares Zentrum gibt, finde ich genial. Auch meine Doktorarbeit an der Universität Sevilla beschäftigt sich mit "Infrastructural hubs", Schwerpunkt Berlin. 

 

In Deutschland wird viel Wert auf unterschiedliche Fachrichtungen gelegt – das ist in Spanien anders. Dort kann man nach seinem Studium in allen Bereichen tätig werden. Mir gefällt die Arbeit in verschiedenen Disziplinen. Man überblickt Projekte ganzheitlicher. Spanische Architekten haben sehr gute allgemeine Kenntnisse vom Entwerfen von Gebäuden, Städtebau, Baukonstruktion. Im Dialog mit den Fachdisziplinen hier in Deutschland entsteht ein spannen- der Diskurs. 

Spielt die Architektenkammer in Deutschland eine andere Rolle für die Mitglieder als in Spanien?
Beide Kammern sind sehr aktiv bei der Förderung der architektonischen Kultur, organisieren Architekturtage, den Tag der offenen Tür und Weiterbildungsseminare. Jetzt kommt eine spannende Zeit mit der Übergangsphase zu BIM (Building Information Modeling), wo die Kammer eine aktive Rolle zwischen Firmen und Nutzern spielen könnte. 

In Berlin wird oftmals kritisiert, dass es zu wenige Planungswettbewerbe gibt. Können Sie dem zustimmen?
Generell ist es leider gerade für junge Architekten schwer, sich an Wettbewerben zu beteiligen. Meist werden Referenzen über Bauprojekte oder ähnliche Voraussetzungen eingefordert, die diese noch nicht vorweisen können. 

Das Interview wurde anlässlich des Symposiums „Berlin/Madrid – Architektur im Dialog“ von Pablo López Barbero geführt.

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